Vereinsmitteilungen 04/2020

Veröffentlicht: Mittwoch, 08. Juli 2020 Drucken

Liebe Mitglieder, liebe Freunde,

gibt es Neuigkeiten aus Krasnodar? Kaum, Corona hat uns grenzenlos noch immer fest im Griff, auch wenn von Lockerungen die Rede ist und hier und da solche schrittweise in die Tat umgesetzt werden. Die Situation in Krasnodar habe sich beruhigt, der Straßenverkehr fließe wieder, Busse und Straßenbahnen seien gut besetzt. Welche Auswirkungen diese Botschaft auf die angekündigte Bürgerreise im September 2020 hat, können wir allerdings noch nicht sagen, wir müssen abwarten.

Aus dem Rathaus Krasnodar haben wir erfahren, dass die Feierlichkeiten zum Stadtgeburtstag im September trotz Corona stattfinden werden, allerdings nach angepasstem Plan, Genaues steht noch nicht fest. Die Abteilung für internationale Beziehungen, mit der wir seit Bestehen der Partnerschaft eng zusammen arbeiten, hat eine neue Leitung, Alexej Lugovskij. Wir werden umgehend Kontakt mit ihm aufnehmen. Der bisherige Amtsleiter, Boris Staruselsky, wurde zum Berater des Oberbürgermeisters für alle Krasnodarer Städtepartnerschaften ernannt. Somit können wir davon ausgehen, dass die sehr guten Beziehungen bestehen bleiben (wann wird man sich treffen und kennenlernen können?), zumal die Mitarbeiterinnen im Amt, Olessja, Anastasia, Yulia, Tanja und Anaida, weiterhin unsere ersten Ansprechpartnerinnen sein dürfen. Am Donnerstag, 02.07., werden sich OB Mentrup und OB Pervyschow mittels einer Videokonferenz treffen und gemeinsame Projekte zu den Themen Umwelt, Straßenbau, Covid 19 und Stadtgeburtstag besprechen.

Für unser Aktionsforum am Mittwoch, den 8. Juli, haben sich Stand heute 10 Mitglieder angemeldet, nach neuester Lockerung dürfen sich nun 20 Personen zu Veranstaltungen treffen. Somit haben wir noch Luft für weitere Anmeldungen. Nach Rücksprache mit dem Wirt treffen wir uns dieses Mal nicht im Nebenzimmer, sondern in der „kleinen“ Gaststube links vom Eingang, 18:30 Uhr.

Die im Vereinsbrief 3/2020 erwähnten zwei Studierenden aus Krasnodar, Anstasia und Ilya, haben uns ein Stimmungsbild gesendet, das wir hier gerne wiedergeben:

Ich heiße Anastasia Chugunova und studiere an der Staatlichen Kuban-Universität in Krasnodar Deutsch und Englisch. Zur Zeit mache ich ein Auslandssemester im Rahmen des Austauschprogramms an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe. Ich möchte ein bisschen über mein Leben und Studium in Karlsruhe erzählen.
Trotz der aktuellen Situation mit Covid -19 bin ich mit meinem Aufenthalt in Deutschland sehr zufrieden. Natürlich habe ich mir mein Leben hier zuerst etwas anders vorgestellt. Ich würde gerne im Hochschulcampus die ausgewählten Vorlesungen und Seminare besuchen und mich mit Studierenden unterhalten. Leider konnte ich mich aufgrund der Corona-Pandemie nicht als vollwertige Studentin fühlen. Glücklicherweise habe ich die Möglichkeit, online zu studieren. Ich mag meine Online- Ausbildung. Wir arbeiten auf der Online-Plattform Big Blue Button, führen gemeinsame Projekte durch, arbeiten in Gruppen und in Paaren. Professoren und Studierenden verstehen, wie schwierig und ungewöhnlich es ist, online zu lernen, aber wir versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen. Am Anfang war es schwierig, sich umzustellen und auf ein aktives Studentenleben zu verzichten. Aber als ich die Nachrichten las und jeden Tag die Anzahl der Todesfälle in der Welt und in Deutschland hörte, wurde es mir klar, dass Covid-19 eine ernste Gefahr ist. Diese Situation mit Corona Pandemie hat mich und uns alle verändert. Leider hatte ich früher das Gefühl, kein Recht zu haben, zu reisen und zu sich mit den anderen Menschen zu treffen. Und ich bin froh, dass die strickten Maßnahmen gelockert wurden. Mein Verantwortungsbewusstsein für das Leben anderer lehrte mich meine Hände öfter zu waschen, eine Maske zu tragen und Abstand zu halten. Jetzt verbesserte sich die Situation und ich fühle mich sehr wohl.
Ich verliebte mich in Karlsruhe und besonders in Ettlingen, wo ich gerade ein Zimmer miete. Es ist eine unglaublich schöne Stadt mit einer besonderen Atmosphäre. Vor allem mag ich die heimischen Menschen. Sie sind freundlich, offen und fröhlich!
Karlsruhe gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, als wäre nichts Schlimmes in dieser Pandemie-Zeit passiert. Das Leben geht weiter und der Himmel ist immer noch blau. Cafés und Museen arbeiten wieder, Kinder spielen auf den Spielplätzen. Ich besuche benachbarte Städte, fahre fast jeden Tag Fahrrad und bereite mich natürlich auf die Prüfungen vor! Und selbstverständlich halte ich mich an alle vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen dabei. Ich hoffe, dass alles bald vorbei ist und wir alle einen wunderschönen Sommer haben werden.
Ich kann nur sagen, ich halte den online Kontakt mit meiner Universität in Krasnodar. Dieses Semester war auch in Russland das Präsenz-Studium nicht möglich. Meine Universität hat auch Vorlesungen und Seminare online gehalten. Ich würde mich sehr freuen wenn das Wintersemester wie vor der Corona-Pandemie stattfinden wird. Aber ich bin sehr zufrieden, dass diese Studienzeit nicht verfällt und ich weiter lernen und mich in den Lernstoff vertiefen kann.

Ilya Kaluhzin: Aufgrund der Ergebnisse der Auswahl des Wettbewerbs studiere ich seit dem 1. März 2020 im Rahmen des akademischen Mobilitätsprogramms an der Dualen Hochschule in Karlsruhe. Das Programm für Studierende der Staatlichen Kuban-Universität wird seit September 2019 im Rahmen eines Abkommes mit der Dualen Hochschule des Landes Baden-Württemberg durchgeführt und bietet mir die Möglichkeit, im Frühjahrssemester von März bis August 2020 zu studieren.
Was gibt dieses Semester an einer deutschen Universität? Sehr viel. Die Einzigartigkeit meiner Ausbildung liegt darin, dass sie neben dem theoretischen Kurs auch den praktischen Teil in Form einer zweimonatigen praktischen Ausbildung bei deutschen Unternehmen umfasst. Die Universität gab mir das Recht, die Liste der Fächer in meinem Fachgebiet "Infokommunikationstechnologien und Kommunikationssysteme" zu wählen. Ich muss sagen, dass sie denen entsprechen, die meine Kommilitonen im sechsten Semester des 3. Jahres der Fakultät für Physik und Technologie studieren.
Natürlich konnte die Coronavirus-Pandemie das Studium an deutschen Universitäten nur beeinflussen. Wie alle Universitäten in Deutschland haben wir auf Fernunterricht umgestellt. Alle Vorträge und Seminare werden online in deutscher Sprache durchgeführt und ihre Qualität ist einwandfrei. Während der gesamten Studienzeit hat mir die Universität einen Laptop zur Verfügung gestellt und das Programm vollständig bereitgestellt. Der Unterricht dauert den ganzen Tag mit kurzen Pausen. Ein schöner Bonus war ein Stipendium von ca. 700 Euro pro Monat als Ermutigung für meine große Auswahl an Fächern.
Mitarbeiter der internationalen Abteilung der Dualen Hochschule halfen frühzeitig bei der Wohnungssuche, und stellten mir für die gesamte Dauer meines Aufenthalts ein geräumiges Einzelzimmer mit allem, was zum Lernen und komfortablen Wohnen erforderlich ist, mit atemberaubendem Blick aus den Fenstern des vierten Stocks, zur Verfügung.
Die Universitätsverwaltung hat sich bemüht, in allen aufkommenden Fragen Unterstützung zu leisten. Mir wurde ein freiwilliger Student zugewiesen, der in den ersten Tagen bei Behördenbesuchen, der Eröffnung eines Bankkontos usw. Hilfe leistete. Die Kuratoren der Gruppe ausländischer Studierender bereiteten ein umfangreiches interessantes Kulturprogramm vor, das aufgrund der Pandemie leider nicht umgesetzt wurde. Ich bin in der Partnerstadt Karlsruhe und ich kann der Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar nur großen Dank für die umfassende Unterstützung meines grandiosen Projekts aussprechen, z. B. durch den Kauf eines online-Bahntickets für die Fahrt von München nach Karlsruhe, Abholung vom Bahnhof, Begleitung zum Hotel für die erste Nacht, Orientierungsfahrt durch Karlsruhe und Betreuung während des Aufenthaltes. Ich möchte auch der Stadt danken, die mir eine Halbjahreskarte für alle Straßenbahnlinien einschließlich geeigneter Gebiete des baden-württembergischen Landes !!! überreicht hat.
Verbringen Sie sechs Monate in einem so freien Land wie Deutschland und gleichzeitig im Status eines Studenten einer seiner Universitäten. Dies ist eine unschätzbare Erfahrung, die Impulse für das Leben gibt. Bei dieser Gelegenheit werden junge Menschen die Welt besser kennenlernen, sie mit anderen Augen betrachten und offener und toleranter werden.

Leider ist es uns bis heute nicht gelungen, für Ilya einen Praktikantenplatz in einem IT-Unternehmen zu finden (es gab nur Absagen) und wegen der Corona-bedingten Verschiebung des Semesterbeginns bleiben nun nur noch 7 Wochen für ein Praktikum … - mit Maske und Abstand? Kann hier jemand helfen, indem er / sie den jungen Mann für die restlichen sieben Wochen bei einem Unternehmen unterbringt – auch mit nur geringer Vergütung (er hat angespart). Bitte melden Sie sich bei Manfred Czychi, mob. 0171 9949481.

03 Vereins02 Rotes LogoWie es mit unserem Kulturforum weitergehen soll, werden wir auch am 8. Juli bei unserem Treffen in der Badnerlandhalle besprechen. Sechs der elf Studentinnen, die bisher aus Krasnodar berichtet haben, schließen nun ihr Studium ab und verlassen die Universität. Ob sie dann noch zum Team gehören und Beiträge liefern, wissen wir nicht, auch das müssen wir mit Dr. Sergey Bychkov, unserem Projektpartner, klären. Und wir wollen besprechen, wie wir die Öffnung des Kulturforums für Vereinsmitglieder als aktive Teilnehmer regeln sollen.

In diesem Zusammenhang werden wir mit dem Lehrstuhl für deutsche Philologie an der Staatlichen Kuban- Universität besprechen, wie wir das Sprachcafé „Aber_bitte_auf_Deutsch!“ unterstützen können. Dieser Club ist aus privater Initiative entstanden und hat sich in kurzer Zeit zu einem beliebten Treffpunkt für junge Leute entwickelt, die mit großer Freude dabei sind, die deutsche Sprache zu erlernen. Eine der Gründerinnen, Alina Podshibiakina, hat 2018 im Rahmen des EBS-Fortbildungsprogrammes Frühes Fremdsprachenlernen für vier Wochen in einer Kindertagesstätte in Karlsruhe hospitiert und hat 2019 an unserem Projekt Kulturforum teilgenommen. Wir sollten diese Initiative unbedingt unterstützen.

2006, vor 14 Jahren, haben wir zusammen mit dem Lehrstuhl für deutsche Philologie am Regionalen Deutschen Ausbildungszentrum (RDAZ) die Europäische Business Schule gegründet. In diesen 14 Jahren haben ca. 100 Studierende erfolgreich den 4-semestrigen Kurs European Business Administration Assistant absolviert, zu dem auch (bis 2018) ein 3-Monats-Praktikum in Deutschland gehörte. Was ist aus diesen Studierenden geworden? Wir wissen es nicht! Das ist nicht gut. So soll es nicht bleiben und deshalb werden wir zusammen mit unseren Freunden an der Uni einen Alumni-Club für Absolventen der Europäischen Business Schule aufbauen. Das ist ein weiteres Projekt der Freundschaftsgesellschaft und der EBS und Thema der nächsten Besprechung – am besten bei einem Treffen in Krasnodar.

Unser Vereinsmitglied Frau Dr. phil. Helgard Lörcher, Germanistin und Slavistin, hat am Lehrstuhl für deutsche Philologie wieder ein Landeskundliches Seminar geleitet. Wir haben sie um einen Bericht gebeten:

Seit vielen Jahren initiiert und unterstützt die Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe – Krasnodar e. V. in ihrer Partnerstadt Krasnodar Projekte, die das Deutsch-Lernen fördern. In diesem Rahmen finden die landeskundlichen Seminare, die ich an der Staatlichen Kuban-Universität gehalten habe, statt.

Im April und Oktober 2017, im Oktober 2018 und im November 2019 hielt ich am Institut für Deutsche Philologie der romanisch-germanischen Fakultät je vier Seminare für Studierende der Germanistik des zweiten und dritten Studienjahres. Die Seminare dauerten eine Woche mit 10 Stunden pro Studienjahr.

In den Seminaren geht es um allgemeine Themen, die in den genannten Jahren in Deutschland diskutiert wurden und im Fokus standen. Im Seminar November 2019 wurden die Themen Wirtschaft und Umwelt, Arbeitsmarkt, Wissenswertes zu Karlsruhe und weitere allgemeine Themen betrachtet. Im Rahmen von ‚Wirtschaft und Umwelt‘ wurden z. B. die Themen ‚Verpackungsmüll‘, ‚Elektroantrieb‘, ‚Klimaschutz‘ und weitere diskutiert. Das Thema ‚Arbeitsmarkt‘ wurde unter dem Aspekt von Studium, Mangelberufen und Arbeitsbedingungen besprochen.

Grundlage des Unterrichts sind Texte aus regionalen und überregionalen deutschen Zeitungen. Ausgewählt wurden die Textsorten ‚Bericht‘, ‚Kommentar‘ und ‚Interview‘. Die Texte wurden nach folgenden Kriterien erarbeitet: 1. lautes Lesen. 2. Erläuterungen zum Text. 3. Aufgaben zu Thema und Text. Die Erläuterungen bezogen sich auf einzelne unbekannte Wörter und inhaltliche Aspekte. Erklärt und teilweise ins Russische übersetzt habe ich Neuwörter und die für Deutsch Lernende so schwierigen zusammengesetzten Substantive, wie z. B. ‚Verpackungsmüll‘ oder ‚Einwegverpackungen‘. Erläuterungen zum Inhalt wurden immer dann wichtig, wenn es um die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten ging. Die nach Klärung des Textverständnisses gestellten Aufgaben hatten zum Ziel, das selbständige Schreiben zu fördern, so z. B. einen Kommentar zum Text oder eine Zusammenfassung des Textinhalts zu erstellen, eine Diskussionsrunde zu leiten oder ein Rollenspiel einzustudieren.

Da die Studentinnen und Studenten an den landeskundlichen Seminaren regelmäßig und begeistert teilgenommen haben, ist eine Fortsetzung der landeskundlichen Seminare im November 2020 vorgesehen.

Aus dem Sprachcafé Aber_bitte_auf_Deutsch, In der Mitte: Alina Podshibiakina Aus dem Sprachcafé Aber_bitte_auf_Deutsch, In der Mitte: Alina Podshibiakina

Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund!

Im Namen des Vorstands:
Manfred Czychi
30. Juni 2020

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