Vereinsmitteilungen 03/2020

Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Mai 2020

Liebe Mitglieder, liebe Freunde,

das sind nun die zweiten Vereinsmitteilungen, die in der Corona-Zeit erstellt und verteilt werden. Das Mai-Aktionsforum muss ausfallen, ebenso die im Jahresplan und in der Jahreshauptversammlung vorgestellten Veranstaltungen, an denen unsere Mitwirkung vorgesehen war.

Im März hätten wieder 3 Ärzte und 3 Krankenschwestern kommen sollen, unsere Betreuung mit Rahmenprogramm war schon fixiert, dann kam die Absage. Ebenso die Absage der offiziellen Delegation zur Eröffnung der IT-Trans-Messe. Und unser Mitwirken bei den Europäischen Kulturtagen und dem Europatag am 9. Mai fiel auch der Krise zu Opfer.

Im Vereinsbrief 2/2020 hatten wir die beiden Studierenden aus Krasnodar erwähnt, die in Karlruhe ein Semester verbringen wollten, Anstasia an der PH, Ilya an der Dualen Hochschule. Beide befinden sich voll und intensiv im online-Studium, beiden geht es gut, beide fühlen sich wohl und sind dankbar, in der „wohl grünsten Stadt Deutschlands“ sein zu dürfen.

Der Abschlussbericht zu unserem Internetprojekt Kulturforum haben wir dem Auswärtigen Amt zur Prüfung überreicht, nun warten wir auf das Ergebnis. Die 11 beteiligten Studenten/-innen haben folgendes Feedback gegeben (Auszug aus dem Fragebogen):

1. Haben Sie neue Kompetenzen erworben?03 Vereins02 Rotes Logo
Ich habe neue Kompetenzen erworben. Jetzt kann ich Artikel und Interviews schreiben und weiß, wie ich mich richtig auf das Interview vorbereiten und Informationen sammeln kann. Darüber hinaus habe ich gelernt, die russische Sprache für einen deutschsprachigen Leser so anzupassen, dass möglichst viele Missverständnisse vermieden werden …

Das Projekt hat mich stark beeinflusst. Es hat sich als die Tür zur deutschen Kultur erwiesen. Ich bin zum ersten Mal ins Ausland gegangen, das werde ich nie vergessen. Ich habe ein neues Niveau in der deutschen Sprache erreicht und neue, unglaubliche Erfahrungen gesammelt. Jetzt weiß ich wie Kulturamt funktioniert und wie man Texte für die Webseite schreibt. Ich bin der gesamten Freundschaftsgesellschaft und Frau Angelika Schmidt dafür sehr dankbar …

2. Werden Sie ihr neu erworbenes Wissen für den laufenden Betrieb des Internetforums einsetzen?
Ja, immer. Ich freue mich, dass ich immer Zugang zum Forum habe und es in dem Zustand unterstützen kann, in dem ich es selbst sehen möchte. Diese Erfahrung wird für immer bei mir bleiben und ich bin froh, dass ich das Forum weiter bearbeiten darf.

3. Werden Sie mit den deutschen Zielgruppen (Vereinsmitglieder, Schüler, Studierende, Lehrkräfte, Dozenten, Medien, Öffentlichkeit) in Kontakt treten, sofern diese das wünschen?
Ich trete immer gerne mit den deutschen Zielgruppen in Kontakt und nichts wird sich in der Zukunft ändern. Ich bin sehr froh, dass wir heute solche Möglichkeit haben, einen freundschaftlichen Umgang miteinander zu haben und miteinander zu kommunizieren. Ich schätze die Beziehung zu den Menschen, die ich durch das Projekt kennengelernt habe. Es freut mich sehr, dass ich mit einigen meinen Mitstudenten aus der Hochschule in Kontakt bislang bleibe.

4. Bewerten Sie das Projekt als erfolgreich?
Zweifellos, dass dieses Projekt ein Erfolgreiches ist. Die deutschen Menschen können jetzt über Krasnodar Stadt, die Orte, die sie besichtigen könnten, Kuban Kultur und Menschen mehr erfahren und ihre Fragen im Forum stellen. Aber was auch auffällig ist, dass nicht nur die Deutschen durch des Internetforums etwas Neues erfahren können. Die Menschen in Krasnodar interessieren sich auch für die Berichte über die Stadt. Die Schüler und die Studenten nutzen das Forum, sowie neue Information über Krasnodar bekommen als auch ihre Deutschkentnisse zu verbessern.

5. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Kulturforum Krasnodar-Karlsruhe scheint uns wie ein kurzfristiges Projekt nicht. Ich bin der Meinung, dass das Internetforum für jeden von uns eine wunderschöne Gelegenheit ist, nicht nur über unsere Stadt Bescheid zu geben, sondern auch die Information über Karlsruhe und über die Beziehungen zwischen den Partnerstädten in Krasnodar allgemein bekannt zu machen. Wir werden weiter die Berichte über Krasnodar schreiben und wir haben noch Ideen, die wir in der Zukunft verwirklichen wollten.

 Unsere „Kulturbotschafterinnen“ haben noch einmal über die derzeitigen Lebensumstände in Krasnodar berichtet:

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Victorija :
Hier ist erwähnenswert, dass ich zu den glücklichen Leuten zähle, die ihr Einkommen unter allen bekannten Umständen nicht verloren haben. Die meisten Erwerbstätigen, die an den Handelsunternehmen eingestellt waren, hatten ja Pech. Besonders schwer fällt es zurzeit den meisten Geschäftsleuten. Soweit Sie wissen, gibt es in Krasnodar die zahlreichen Kaffeehäuser, die jetzt alles Mögliche machen, um diese Krise zu überleben.
“Biblioteka Kaffee” hat beispielsweise ein neues Produkt erfunden, und zwar eine Box. Diese Box enthält den Kaffee, die Anweisung, wie man ihn richtig ankocht, schöne Aufkleber und noch den Link auf vom Personal zusammengestellten Playlist dazu. Damit kann man schon die richtige Atmosphäre schaffen, oder? Die Box wird kostenlos nach Hause der Kunden geliefert. Als eine sehr enge Freundin von mir vor ein paar Wochen Geburtstag hatte, habe ich diese Dienstleistung getestet. Das Personal des Kaffeehauses war so lieb und hat noch einen Blumenstrauß mit der Box geliefert, genauso wie ich das bestellt habe.

Lyubov:
Krasnodar lebt ruhig weiter. Das kulturelle Leben der Stadt hat sich in das Online-Format verlagert. Zum Beispiel, veranstaltet das Krasnodarer unabhängige Theater kostenlose Online-Sendungen von Aufführungen, aber die Zuschauer spenden weiterhin für wohltätige Zwecke. Dies unterstützt das Theater finanziell und verhindert dessen Schließung. Ich habe zweimal Aufführungen gesehen. Sie haben am Abend zur gleichen Zeit begonnen, wie vor der Quarantäne. Es scheint, dass alles wie gewohnt ist, nur kann liegend, stehend, beim Kaffee oder Abendessen zuschauen. Sehr ungewöhnlich (im guten Sinne), aber es fehlt eine besondere Theateratmosphäre. Ich vermisse es, mit Freunden ins Theater zu gehen und echte Aufführungen mit meinen eigenen Augen zu sehen

Anastasia:
Die Situation der heutigen Welt hat mich vor kurzem inspiriert, und ich habe ein Gedicht geschrieben, das ich gerne mit Ihnen teile. Da stehen Hinweise auf die Kurzgeschichten von Böll, Heine und anderen deutschen und österreichischen Schriftstellern.
Ich bin überzeugt, dass das Leben ohne Kunst nur Existenz ist, und die Zeiten der Quarantäne kann man benutzen, um mehr darüber zu erfahren. Ich besuche aber keine Onlinemuseen oder Theater, die finde ich zu synthetisch und lebenslos. Filme, Bücher, Hörbücher, ja. Aber keine Illusionen irgendwo zu Besuch zu sein.
Apropos Besuch! Jeder kurze Spaziergang zum Lebensmittelgeschäft ist eine Freude, denn die Natur ist die beste Form der Kunst. Nur jetzt habe ich eine Möglichkeit zu bemerken, wie unglaublich herrlich es im Frühling ist. In diesem Frühjahr gibt es die Zeit zu beobachten, sich um die Lieben zu kümmern, tiefer zu denken, erwachsen zu werden. Ohne Pflicht irgendwohin zu laufen.

Anlässlich des Gedenktages an die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, dem 8. Mai, und dem Tag des Sieges über den Faschismus, dem 9. Mai in Russland, haben wir eine Grußbotschaft an unsere Freunde in Krasnodar gesandt, Sie finden diese auf unserer Homepage (Klick).

Ich hatte unser Grußwort auch den BNN und dem Baden-TV zur Verfügung gestellt. Baden-TV reagierte und lud mich am 8. Mai zu einem Skype-Interview ein. In den zur Verfügung stehenden 4 Minuten - ein Mitschnitt liegt uns leider noch nicht vor – konnte ich allerdings nicht gründlich auf unsere Arbeit eingehen.

Außerdem haben wir uns zwei Erklärungen angeschlossen, einer Erklärung des Deutsch-Russischen Forums (Klick).
und einer Erklärung des Bundesverbandes Deutscher West-Ost-Gesellschaften e. V. (Klick).

1024 03 Vereins01 EhrenkreuzAm 10. Mai habe ich auf dem Gräberfeld für russische Zwangsarbeiter, das sich in einem separierten Teil des jüdischen Friedhofs des Hauptfriedhofes befindet, eine rote Nelke ablegen wollen. Das habe ich auch gemacht, war aber über die zahlreichen Blumengebinde am Ehrenkreuz überrascht. Von diesem Gräberfeld habe ich erst während einer Führung für Studenten aus Krasnodar im Juli 2018 erfahren, als uns Herr Jürgen Schuhladen-Krämer, Historiker, Kulturamt, Stadtarchiv & Historische Museen, Zeugnisse deutsch-russischer Beziehungen in Karlsruhe zeigte und erläuterte.
Sollten wir eine solche Führung in unser Programm aufnehmen? (Klick)

Liebe Vereinsmitglieder, diese Ausgabe unserer Vereinsmitteilungen muss unser monatliches Treffen in der Badnerlandhalle, das heute Abend hätte stattfinden sollen, ersetzen. Wir werden sehen, ob zum 10. Juni wieder Versammlungsfreiheit besteht. Zum Schluss möchte ich es wieder nicht versäumen, auf folgende Informationsquelle, unsere Homepage, hinzuweisen:

www.krasnodar-karlsruhe.de

Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund!
Manfred Czychi
13.05.2020

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